Autofahren in England

Straßen, Sprit und Verkehrsregeln

Autofahren in England

Das Straßennetz Großbritanniens ist dort zum überwiegenden Teil in einem sehr guten Zustand. So oder so bedarf es einer Gewöhnung an den Linksverkehr und an die Rechtslenkung. Viele Autofahrer vom Kontinent kommen damit aber schon nach kurzer Zeit zurecht. Sie v erursachen nach Auskunft der Automobilclubs auch nicht mehr Unfälle als Briten am Steuer ihrer Rechtslenker.

Eine ganz ausgezeichnete Sache sind die roundabouts. Diese Kreisverkehrsinseln gibt es bei allen Ausfahrten der motorways (Autobahnen), bei zahlreichen Straßenkreuzungen in Stadt und Land, sogar in keinen Dörfern. Einer ihrer großen Vorteile ist die Möglichkeit, in entgegengesetzter Richtung wieder zurückzufahren, im Falle man sich verfahren hat und vorher keine Chance wahr­nehmen konnte, den Wagen zu wenden.

Mehr als vier Millionen in Großbritannien zugelassener Autos hatten Anfang 2001 noch keinen Katalysator und fuhren bisher mit blei­haltigem Benzin. Doch seit Januar 2000 gibt es an den Zapf­säulen Britanniens nur noch lead free petrol. Die Mineralölfirmen bieten für diese Oldies einen Sprit an, der einen Bleiersatzstoff enthält, LRP ( lead replacement petrol) genannt, ferner gibt es jede Menge Additive, die Besitzer alter Minis, Bentleys, Vauxhalls oder MGs in den Tank ihres Autos schütten können, falls sie durch moving to lead free Motorschäden befürchten.

Benzin wird in England nicht mehr nach Gallonen, sondern nach Litern abgegeben. Der Liter Super kostet (Stand Januar 2005) um­gerechnet 1,24 Euro, Dieselkraftstoff 1,16 Euro. Damit liegt England nach Norwegen, den Niederlanden und Deutschland an vierter Stelle. Autofahren ist bei diesen Preisen ein relativ teures Vergnügen. Vor allem genießen Besitzer von Dieselfahrzeugen in dieser Beziehung keine besonders großen Vorteile, etwa im Vergleich zu Frankreich, wo der Liter Diesel 0,86 kostet (Republik Irland: Super 0,96 und Diesel 0,88 Euro).

Der englische Fahrstil

Das Verhalten des Engländers am Steuer ist ganz und gar nicht als aggressiv, eher als defensiv zu bezeichnen. Man hält sich auf dem Motorway an die Höchstgeschwindigkeit von 70 Meilen pro Stunde (ca. 113 km/h), und wenn ein Zeitgenosse es besonders eilig haben sollte und darauf besteht, mit illegalen 140 oder 160 überholen zu wollen, macht ihm jedermann bereitwillig Platz. Der Versuchung, ihm nachzujagen, unterliegen aber meist nur aus­ländische Kraftfahrer.

Nicht zuletzt trägt die eher gemächliche Fahrweise der Engländer zu der langen Lebensdauer ihrer Autos bei. Höchstbeanspruch­ungen werden vermieden. Und auf vielen Landstraßen wird besonders vorsichtig gefahren; sie sind eng und kurvenreich, von hohen Hecken gesäumt und streckenweise auf 30 oder 40 mph limitiert. Etwas höheres Tempo legen hier nur die lorries (Last­wagen) vor – oder Sportwagen à la Lotus, Morgan und Aston Martin, deren Lenker am Sonntagmorgen die Abwesenheit des Berufsverkehrs genießen und mal ordentlich aufs Gaspedal treten möchten. Auf den Motorways wird aber häufig »geblitzt« – also Vorsicht!

Telefonieren am Steuer

Telefonieren während der Fahrt ist dem Fahrzeuglenker verboten. Für das Mobiltelefon sollte Ihr Wagen also über eine Freisprech­anlage verfügen. Wer mit dem Handy am Ohr erwischt wird, dem droht eine Strafe bis zu £100. Überhaupt empfiehlt es sich sehr, die Regeln einzuhalten: Nichtanlegen des Sitzgurtes kostet £25, Falschparken zwischen £25 und £75, das Missachten des Überholverbots £100 bis £400. Und bis zu £3000 sind bei Alkohol am Steuer fällig. Dabei liegt die Promillegrenze bei einem toleranten Wert von 0,8. Das Nichtbeachten einer roten Ampel kann bis zu £200 kosten.

Einfache oder doppelte gelbe Streifen, die am Straßenrand parallel zum Rinnstein verlaufen, kennzeichnen ein Park- bzw. Halteverbot. Zu welchen Zeiten diese Verbote gelten, steht auf kleinen Schildern am Straßenrand. Parken entgegen der Fahrtrichtung wird fast überall toleriert.

Parkraum und Staus

Parkraum ist generell knapp, auch in kleinen Ortschaften, aber es gibt meist gekennzeichnete Parkflächen, auf denen man sein Auto auch für längere Zeit abstellen kann. In manchen Fällen ist die Parkdauer auf 12 oder 18 Stunden begrenzt.

Die Beschilderung an den Landstraßen und an den Motorways, von denen die meisten dreispurig angelegt sind, und auf den Dual Carriageways – zweispurige Hauptverkehrsstraßen ( Primary Roads) der A-Kategorie – ist klar und übersichtlich, oft besser als in Deutschland, Frankreich oder in der Schweiz: Größere Tafeln, leichter erfassbare Symbolik, bessere Typografie. Blaue Tafeln kennzeichnen die Motorways, grüne mit gelber Schrift die Primary Roads, weiße mit schwarzer Schrift die Gemeindestraßen. Baustellenschilder sind gelbgrundig – und es nimmt nicht wunder, dass auf einigen von ihnen ein höfliches » Sorry for any delay« steht. Sie befinden sich in England!

Verkehrsstauungen nimmt der Brite mit Gelassenheit. Und wenn im Winter einmal alles still steht, weil einer der wenigen Schnee­tage ein Vorankommen so gut wie unmöglich macht (es gibt weder Schneepflüge noch Winterreifen), dauert das Chaos eben ein wenig länger – kein Grund, die Nerven zu verlieren!

Der Partnerclub de ADAC ist die Automobile Association (AA), der des AvD der Royal Automobile Club (RAC). Beide verfügen über ein gutes Servicesystem. Im Pannenfall ist Hilfe telefonisch landesweit unter der Nummer 0800 02 89 018 (AA) oder 0800 82 82 82 (RAC) anzufordern; wer ein Mobiltelefon benutzt, wählt 01622 762 342. Die Nummer für den Polizei- und Unfallnotruf ist 999, per Mobilfunk 112.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und Arbeiten in England.

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