Privatschulen in Frankreich

Schulen, Lehrpläne und Gebühren

Privatschulen in Frankreich

Es gibt viele verschiedene Privatschulen (écoles privées) in Frankreich, darunter religiöse (hauptsächlich katholische) Schulen, mehrsprachige Schulen, internationale Schulen und eine Reihe von ausländischen Schulen, darunter auch deutsche Schulen.

Zusammen unterrichten Privatschulen etwa 15 Prozent der französischen Kinder. Die meisten Privatschulen sind gemischtgeschlechtliche, knofessionell ungebundene Tagesschulen (katholische Privatschulen nehmen auch Nich-Katholiken auf und dürfen den Katholizismus nicht "bewerben"). Die meisten Privatschulen sind montags bis freitags geöffnet. Es gibt wenige Schulen mit Internat, manche bieten von Montag bis Freitag Unterkunft im Schulinternat, ansonsten auch bei Gastfamilien.

Für eine Liste von französischen Internatschulen, besuchen Sie http://www.service-public.fr  und suchen Sie "école privées", oder kontaktieren Sie das lokale Centre d'Information et d'Orientation (fragen Sie in der mairie nach mehr Details).

Die Gebühren für Privatschulen können überraschend gering sein: eine durchschnittliche Jahresgebühr beträgt 2,250 Euro. Deshalb wird private Bildung auch immer beliebter in Frankreich, und viele Schulen haben zu viele Anmeldungen. Meist erfolgt die Anmeldung nach dem "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst"-Prinzip, und Eltern müssen mit den künftigen Schülern sehr früh am Einschreibungstag erscheinen - für manche Schulen muss man sogar über Nacht vor der Schule kampieren.

Das Office de Documentation et d’Information de l’Enseignement Privé (ODIEP, 01 43 29 90 70) bietet Informationen zu Privatschulen vom Vor- bis zum Hochschulniveau. UNAPEL (01 53 73 73 90) bietet Informationen zu religiösen Scuhlen. Das Centre National de Documentation sur l’Enseignement Privé  (01 47 05 32 68) veröffentlicht eine Liste aller Privatschulen.

Zweisprachige und internationale Schulen in Frankreich

Manche Schulen in Franreich sind als bilingual (mit section bilingue oder classes bilingues) oder inernational (z.B. lycée international oder mit section international) klassifiziert. Bestimmte Schulen, wie die École Active Bilingue in Paris, haben amerikanische, britische und französische Abteilungen.

Die École Internationale de Paris bietet Unterricht sowohl auf Englisch als auch auf Französisch an. Meist wird das Curriculum allerdings auf französischsprachige Schüler ausgerichtet. Plätze an zweisprachigen und internationalen Schulen sind begehrt und die Zugangskriterien sind meist streng.

Es gibt internationale Schulen in Aix-en-Provence, Bordeaux, Cannes, Grenoble, Lille, Lyon, Nizza und dem nahegelegenen Sophia Antipolis, Straßburg und Toulouse, sowie in Luynes in Alpes-Maritimes und Monaco. Das Lycée International in Saint-Germain-en-Laye (nahe Paris) hat neun nationale Abteilungen (amerikanische, britische, dänische, niederländische, deutsche, italienische, portugiesische, spanische und swedische Abteilung). Jede Abteilung hat das Ziel, den Schülern Sprache, Literatur und Geschichte des jeweiligen Landes/der jeweiligen Sprache näherzubringen. Für Schüler, die Französisch nicht als Muttersprache sprechen, gibt es üblicherweise intensive drei- bis sechsmonatige Sprachkurse.

Die meisten deutschsprachigen Schulen und Abteilungen in Frankreich finden sich in Paris. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Internationale Deutsche Schule Paris (iDSP). Für weitere Informationen, konsultieren Sie das Bundesverwaltungsamt für das Auslandsschulwesen .

Die meisten Privatschulen, die auf Französisch unterrichten, bieten intensive Französisch-Nachhilfe für Nicht-Muttersprachler. Es gibt auch private Kollegs für Schüler im Alter von 16, die zusätzliche Hilfe für ihr baccalauréat benötigen oder Unterrichtsgegenstände besuchen wollen, die ihr lycée nicht anbietet.

Lehrplan

Viele Privatschulen in Frankreich unterrichten, wenn sie ausländische Schulen sind, nach dem Lehrplan des jeweiligen Herkunftslandes. Allerdings bieten viele Schulen bloß das baccalauréat an. Es gibt auch eine Reihe von Privatschulen, die spezielle und/oder unorthodoxe Lehrmethoden anbieten, wie beispielsweise Montessori-Vorschulen und Rudolf Steiner-Schulen. Es gibt auch Schulen mit besonderen Sprachanforderungen. 

Manche Privatschulen bieten die internationale Bakkalaureatsoption (option internationale du baccalauréat/OIB) als Zusatz zum baccalauréat an. Das OIB ist gedacht für zweisprachige französische und ausländische Schüler, die fließend Französisch sprechen und die Universität besuchen wollen. Das OIB ist ein französischer Abschluss und sollte nicht mit dem Internationalen Bakkalaureat (IB) verwechselt werden, das in Frankreich als ausländisches Diplom gewertet wird.

Das ursprünglich schweizerische IB wurde 1968 in Genf begründet und ist eine international anerkannte Qualifikation für ein Hochschulstudium. Es ist ein einzigartiges internationales Examen, das in über 500 Schulen auf der Welt in über 65 Ländern unterrichtet wird. In Frankreich wird es nur an elf Schulen angeboten. Etwa die Hälfte dieser Schulen bietet ein zweisprachiges Curriculum, darunter die Écoles Actives Bilingues Jeannine Manuel in Pais und Lille, und OMBROSA Lycée Multilingue de Lyon. Die größte IB-Schule in Frankreich ist die International Bilingual School of Provence . Diese Schule bietet sowohl einen zweisprachigen Lehrplan als auch die traditionell französischen bac- und brevet-Curricula.

Privatschulen haben etwas kleinere Klassen, zwangsfreieren Unterricht und eine weniger strenge Schulleitung als öffentliche Schulen. Es gibt ein breiteres und internationaleres Spektrum an Sport, Kultur und Künste, und mehr Auswahl an theoretischen Gegenständen. Es gibt auch häufig Angebote für englische Sommerschulen, in denen theoretische und praktische Gegenstände mit noch mehr Wahlfächern kombiniert werden. Das Ziel ist die Entwicklung des Kindes als eigenständige Person und die Förderung der Talente, was durch kleinere Klassen besonders gut möglich ist. Die Prüfungsergebnisse bestätigen das und die Schulen haben eine Universitätseingangsrate von fast 100 Prozent.

Gebühren und Einschreibung

Es gibt zwei Haupttypen von Privatschulen: jene mit einem Vertrag mit dem französischen Staat (sous contrat d'association) und jene die keinen Vertrag haben (hors contrat oder école livre). Eine Privatschule mit staatlichem Vertrag muss dasselbe Programm anbieten, das an öffentlichen Schule unterrichtet wird, wofür sie Unterstützungen vom Staat erhält. Daher ist sie auch billiger als die hors contrat-Schule. Eine Privatschule ohne staatlichen Vertrag kann den Lehrplan frei erstellen, erhält keine Förderungen und ist daher teurer.

Die Gebühren für Privatschulen variieren auch stark je nach Qualität, Ruf und Standort der Schule. Es ist nicht erstaunlich, dass Schulen in Paris zum Beispiel teurer sind. Katholische Schulen sous contrat verlangen teilweise nur 300 Euro pro Jahr, wohingegen eine unabhängige (hors contrat) internationale höherbildende Schule mehrere Tausend Euro pro Jahr kosten kann. Gebühren beinhalten nicht immer alle Kosten und es gibt Zusatzkosten wie Anmeldegebühren und optionale Gebühren. Mittagessen kann beispielsweise inkludiert oder separat zu bezahlen sein.

Sie sollten Bewerbungen an Privatschulen so früh wie möglich einreichen. Für gewöhnlich müssen Sie Schulberichte, Prüfungsergebnisse und Akten einreichen. Bevor Sie Ihr Kind anmelden, stellen Sie sicher, dass Sie die Rücktrittsbedingungen des Schulvertrags kennen. 

Wahl einer französischen Privatschule

Die folgende Checkliste soll Ihnen dabei helfen, eine geeignete Schule auszuwählen:

  • Hat die Schule einen guten Ruf? Wie lang gibt es sie schon?
  • Erzielt die Schule gute akademische Ergebnisse? Zum Beispiel: Welcher Prozentsatz der Absolventen besucht danach eine gute Universität? Die besten Schulen bieten solch eine Abschluss-Statistik.
  • Was beinhaltet der Lehrplan? Welche Prüfungen gibt es? Werden diese international anerkannt? Passen Sie in den zukünftigen Bildungsplan? Fragen Sie nach einem Standard-Stundenplan und überprüfen Sie das Verhältnis zwischen theoretischen (akademischen) und praktischen (Kunst, Sport) Fächern. Überprüfen Sie Lernzeiten und ob diese betreut sind.
  • Wie groß sind die Klassen und wie sieht das Lehrer-Schüler-Verhältnis aus? Gibt es genügend Schulbänke?
  • Welche Qualifikationen müssen Lehrer vorweisen? Welche Nationalität haben die Lehrer? Fragen Sie nach einer Liste des Personals und dessen Qualifikationen.
  • Wie sehen die Klassenräume aus? Wie steht es um Größe, Platz, Sauberkeit, Beleuchtung, Einrichtung und Möbel? Gibt es Anzeichen für kreatives Lernen, z.B. Poster, Landkarten, Arbeiten von Schülern?
  • Wie lange bleiben Lehrer an der Schule? Unterrichten sie nur kurz, ist das ein schlechtes Zeichen und bedeutet, dass Lehrer schlecht bezahlt und unter schlechten Bedingungen arbeiten müssen.
  • Welche Extrakosten müssen Sie tragen? Mittagessen, Kunstwerkzeug, Sportausrüstung, Ausflüge, Kleidung, Gesundheits- und Unfallversicherung, Lehrbücher und Schreibzeug.
  • Woher kommt die Großzahl der Schüler?
  • Ist Ihnen Religion bei der Wahl der Schule wichtig?
  • Gibt es intensive Deutsch- oder Französischkurse, falls die Notwendigkeit besteht?
  • Wie steht es um Qualität und Quantität des Schulessens? Wie sieht der Speisesaal aus? Gibt es Ernährungsberater an der Schule?
  • Welche Sprachen sind Pflicht- oder Wahlfähcher?
  • Wieviele Schüler verlassen die Schule?
  • Wann sind Semester-/Sommerferien? Privatschulen bieten normalerweise längere Unterrichtszeiten als öffentliche Schulen (z.B. vier Wochen Oster- und Weihnachtsferien und zehn Wochen Sommerferien) und diese stimmen oft nicht mit denen von öffentlichen Schulen überein.
  • Wie sind die Unterrichtszeiten? Gibt es Schulbusse?
  • Welche sind die Rücktrittsbedingungen, falls Sie Ihr Kind von der Schule nehmen wollen? Normalerweise müssen Sie ein Semester im Voraus Bescheid sagen.
  • Welche Sportarten und -geräte gibt es? Wo sind die Geräte?
  • Wie sieht es aus mit Materialen für Kunst, Werken, Musik, Informatik, Naturwissenschaften, Hobbys, Theater, Kochen und Fotografie? Lassen Sie sich Beispiele zeigen.
  • Welche Ausflüge werden organisiert?
  • Welche medizinischen Einrichtungen gibt es, Schulkrankenschwester, -arzt oder sonstiges?
  • Welche Disziplinarmaßnahmen werden für welche Verstöße angewandt?
  • Gibt es Berichte für die Eltern?
  • Zu guter Letzt: Wie hoch sind die Gebühren?

Bevor Sie Ihre endgültige Wahl treffen, müssen Sie die Schule während der Unterrichtszeit besuchen, mit Lehrern und Schülern sprechen (wenn möglich auch ehemaligen und deren Eltern). Wenn möglich, überprüfen Sie Ihre Checkliste persönlich und vor Ort, und verlassen Sie sich nicht auf Informationen der Schule oder des Direktors. Wenn Sie mit den Antworten unzufrieden sind, suchen Sie eine andere Schule. Wenn nötig, nehmen Sie jemanden mit, der fließend Französisch spricht.

Wenn Sie schließlich zu einer Entscheidung gelangt sind, beobachten Sie und hören Sie auf Ihr Kind, falls es Beschwerden gibt. Fragen Sie andere Eltern. Wenn etwas nicht richtig erscheint, überprüfen Sie die Beschwerde. Wenn Sie begründet ist, sorgen Sie dafür, dass das Problem gelöst wird. Vergessen Sie niemals, dass Sie viel Geld für die Bildung Ihres Kindes ausgeben und gehen Sie sicher, dass Sie dem Wert entspricht.

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